Allgemein 

Ökotherapieprojekte liegen im Trend

Alle Menschen haben gute und schlechte Tage. Und jeder kann es mit Stress, Depressionen oder anderen psychischen Problemen zu tun bekommen. Dabei übersehen viele Menschen völlig, wie heilsam und tröstlich die Natur auf unterschiedlichen Wegen für sie sein kann. Zum Beispiel für ihr Immunsystem und ihren zerebralen Kortex, für ihr Nervensystem und ihre Darm-Hirn-Achse. Lucy F. Jones stellt fest: „In der westlichen Welt sind Ökotherapieprojekte auf dem Vormarsch. Sie reichen von Wildnistherapie über Pilgerfahrten bis hin zu Waldtherapiesitzungen oder Gärtnergruppen.“ Den Begriff „Ökotherapie“ führte in den frühen 1990er-Jahren Howard Clinebell ein. Er war ein Methodistenpfarrer und Professor für Pastorale Psychologie, der ökologische Komponenten mit seiner Arbeit als Seelsorger verband. Lucy F. Jones ist Journalistin und schreibt regelmäßig zu wissenschaftlichen Themen, Gesundheit, Umwelt und Natur für die BBC, The Guardian und The Sunday Times.

Die Garten-Therapie ist sehr beliebt

Howard Clinebell war der Ansicht, die Entfremdung von der Natur führe zu einer Entfremdung vom Geist, der Seele und den Beziehungen. Er schrieb: „Von der Natur genährt zu werden, kann den Trauerschmerz im Allgemeinen lindern.“ Eine wachsende Bewegung setzt sich heutzutage für naturbasierte Gesundheitsmaßnahmen ein. Lucy F. Jones nennt Beispiele: „Grüne Fitnessstudios, Spazierprogramme, Bauernhofprogramme, Waldschule, grüne Gruppentherapien und Initiativen für gemeinsames Gärtnern werden beliebter.“

Gleichzeitig wandelt sich das Verhalten der Menschen in der Natur. Früher ging man in den Wald, um Brennholz zu sammeln, Baumaterial zu holen oder zu jagen. Heute findet man dort vielleicht Gesundheitsinitiativen, Waldschulen, Kunstprojektgruppen oder Naturschutzprojekte mit therapeutischen Elementen. Eine der häufigsten naturbasierten Interventionen ist die Hortikultur-Therapie – oder einfacher Garten-Therapie. Lucy F. Jones weiß: „Seit den 1980ern steigt die Zahl der Gärtnerinitiativen für Menschen mit Lernschwäche und psychologischen Problemen rasant an.“

Die Natur fordert nichts von Menschen mit psychischen Problemen

Die Idee ist nicht neu: Schon Florence Nightingale konnte in ihren Anmerkungen über Blumen auf eine reiche Ideengeschichte des Gartens als Therapie zurückgreifen. Lucy F. Jones erklärt: „Ein Symptom von Depressionen ist die sogenannte Anhedonie, das Unvermögen, Freude bei Aktivitäten zu empfinden, die man für gewöhnlich gern mag.“ Für viele Menschen mit psychischen Problemen können Gespräch und Interaktion sehr anstrengend sein, vor allem, wenn sie introvertiert sind. Die Natur jedoch erfordert nichts dergleichen.

Ein Garten-Therapeut leitet die Klienten zu Beginn ein wenig an, er schlägt Samen vor, die schnell wachsen. Er unterhält sich mit den Klienten und stellt anhand deren Lieblingsfarbe, Lieblingsessen oder andern Interessen einen Entwicklungsplan zusammen, auf den sich die Klienten freuen können. Wenn aus einer Pflanze nichts wird, was manchmal vorkommt, nimmt man das als Lernchance wahr. Manchmal gehen Dinge ein, doch im nächsten Jahr sieht man sie wieder. Das ist auch eine Art von Bewältigungsstrategie. Quelle: „Die Wurzeln des Glücks“ von Lucy F. Jones

Von Hans Klumbies

Related posts

Leave a Comment